Einer der Parameter, die zur Analyse der Reproduktionsleistung eines Betriebs herangezogen werden, sind die Leertage (LT). Ihre Definition ist allgemein bekannt: jeder Tag, an dem eine Sau keine Ferkel produziert, d. h. jeder Tag, an dem eine Sau nicht trächtig oder laktierend ist. Obwohl dieser Parameter vielleicht nicht zu den am häufigsten analysierten gehört, ist er unter anderem deshalb sehr nützlich, weil er sich leicht in wirtschaftliche Daten übersetzen lässt: Wir müssen diese Leertage nur mit den Kosten pro Sau und Tag multiplizieren – die derzeit bei etwa 3-3,5 € liegen können –, um die wirtschaftlichen Auswirkungen zu ermitteln, die sie auf uns haben.
Aber sind wir sicher, dass alle Tage, an denen eine Sau nicht trächtig oder laktierend ist, Leertage sind? Veranschaulichen wir uns diese Frage anhand von zwei Fällen:
Da diese beiden Intervalle (Einstallung – Erstbelegung und Absetzen – Tag 4) unvermeidlich und notwendig sind, damit die Sau ihre Funktion, Ferkel zu produzieren, korrekt erfüllen kann, könnte man erwägen, sie aus den Leertagen auszuschließen. Hierzu schlagen wir einen neuen Begriff vor: ineffiziente Tage. Dies wären die klassischen Leertage, aber ohne die beiden vorgenannten Fälle. Die Bezeichnung wurde gewählt, weil es sich dabei um die Tage handelt, an denen eine Sau aufgrund einer Ineffizienz (Wiedereintritt der Rausche, Abgang, unerwartete Verzögerung der Rausche, leere Sau in der Abferkelung, Abort mit anschließendem Umrauschen usw.) keine Ferkel produziert, sodass sie einen direkteren Indikator für die Untersuchung und Analyse der Reproduktionsprobleme eines Betriebs darstellt.
Wir werden diesen Unterschied mit einem konkreten Beispiel veranschaulichen. Anhand eines typischen Betriebs mit 550 produktiven Sauen und einem Abferkelsystem im 3-Wochen-Rhythmus vergleichen wir die acht Arten von Leertagen (Koketsu et al., 2005) mit den gleichen Arten von ineffizienten Tagen, wobei wir die entsprechenden Intervalle in Tagen angeben. Berücksichtigt man, dass das Zielalter für die Erstbelegung in diesem Fall bei 240 Tagen liegt, ist zu erkennen, wie sich die beiden Intervalle deutlich verringern, insbesondere das Intervall der Jungsauen vor der Erstbelegung. Natürlich sollte das Zielalter für die Erstbelegung (in diesem Beispiel 240 Tage), individuell für jeden Betrieb entsprechend der verwendeten Genetik und dem Remontierungssystem festgelegt werden. Und wenn eine Sau vor diesem Zielalter gedeckt wird, weil die vorgesehenen idealen Bedingungen bereits vorliegen, sammelt sie einfach keine Leertage an.
Tabelle 1: LT-Intervalle vs. Intervalle von ineffizienten Tagen (in Tagen)
LT
Intervalle | Tage |
---|---|
Einstallung – Erstbelegung | 152,5 |
Einstallung – Abgang | 161,6 |
Erstbelegung – erfolgreiche Belegung Jungsauen | 40,8 |
Erstbelegung – Abgang Jungsauen | 63,8 |
Absetzen - Erstbelegung | 8,3 |
Absetzen - Abgang | 12,6 |
Erstbelegung – erfolgreiche Belegung Altsauen | 55,0 |
Erstbelegung – Abgang Altsauen | 73,6 |
Ineffiziente Tage
Intervalle | Tage |
---|---|
240 Tage – Erstbelegung | 18,0 |
Einstallung – Abgang | 161,6 |
Erstbelegung – erfolgreiche Belegung Jungsauen | 40,8 |
Erstbelegung – Abgang Jungsauen | 63,8 |
4 Tage nach dem Absetzen – Erstbelegung | 4,3 |
Absetzen – Abgang | 12,6 |
Erstbelegung – erfolgreiche Belegung Altsauen | 55,0 |
Erstbelegung – Abgang Altsauen | 73,6 |
Im Folgenden werden die 8 Arten gruppiert und diese Tage in unproduktive Leertage und ineffiziente Tage pro Sau und Jahr umgerechnet, d. h. die durchschnittliche Anzahl der Tage, an denen eine Sau pro Jahr im Betrieb unproduktiv oder ineffizient ist. Wir zeigen die Durchschnittswerte pro anwesende Sau (seit ihrer Einstallung) und pro produktive Sau (seit ihrer Erstbelegung).
Tabelle 2: Durchschnittliche Leertage pro Sau und Jahr versus ineffiziente Tage pro Sau und Jahr (in Tagen)
Anwesende Sau |
Produktive Sau |
|
---|---|---|
LT | 96,7 | 39,0 |
Ineffiziente Tage |
43,8 | 32,2 |
Der Unterschied ist bei den anwesenden Sauen besonders groß, was logisch ist, da wir bei den ineffizienten Tagen alle Tage von der Einstallung bis zu 240 Tagen ausgeschlossen haben. Aber auch bei den produktiven Sauen ist gibt es einen deutlichen Unterschied.
Aus dieser letzten Tabelle geht hervor, dass jede Sau im Betrieb aufgrund verschiedener Ineffizienzen im Durchschnitt 32,2 Tage pro Jahr nicht produziert, wenn wir nur die produktiven Sauen berücksichtigen, bzw. 43,8 Tage, wenn wir auch die Jungsauen berücksichtigen, die mit mehr als 240 Tage gedeckt werden oder überhaupt nicht gedeckt werden.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass ineffiziente Tage, da sie theoretisch unproduktive Tage ausschließen, die tatsächlich unvermeidbar sind und während derer die Sau indirekt Ferkel produziert, ein genauerer Indikator für die Bewertung der Auswirkungen der verschiedenen reproduktiven Ineffizienzen des Betriebs wären.