Der klinische Fall betraf einen Betrieb mit 2000 Sauen, der mit einem Produktionssystem an drei verschiedenen Standorten arbeitete. Die Ersatztiere stammten aus einem betriebseigenen Aufzuchtstall, deren Sauen nach und nach durch Jungsauen aus externen Betrieben ersetzt wurden, um die zukünftigen Ersatztiere von 20 bis 100 kg großzuziehen. Anschließend werden die Jungsauen in den Betrieb aufgenommen. Ein großer Teil des Gesundheits- und Überwachungsprogramms wird in diesen Aufzuchtställen durchgeführt, bevor die Jungsauen in den Produktionsbetrieb gelangen. Der aufnehmende Betrieb produziert 6 kg schwere Ferkel und sein Gesundheitsstatus ist stabil positiv auf PRRS und negativ auf Schweinedysenterie, Räude und atrophische Rhinitis.
Das Auswahlprogramm beruht auf folgenden Punkten:
Geplant ist, das Impfprogramm im Alter von 36-38 Wochen, also einen Monat vor der Aufnahme im Deckzentrum, zu beenden. Aus unterschiedlichen gesundheitlichen Gründen wurde beschlossen, die Aufnahme von Tieren aus dem bestehenden Zuchtbetrieb zu stoppen, weshalb der Mastbetrieb keine Ersatztiere mehr hatte, die gedeckt werden konnten (Abb. 1). Die Folgen dieser Entscheidung waren:
Um die Deckungsziele zu erreichen, beschloss man, Jungsauen von einem externen Zuchtbetrieb zu kaufen. In den Betrieb wurden Jungsauen mit einem Gewicht von 100 kg aufgenommen, deren Gesundheitszustand und technische Indikatoren für die Gebärfreudigkeit besser waren als im Zielbetrieb.
Diese Jungsauen wurden in einen entfernten Bereich gebracht, wo man das Eingewöhnungsprogramm einleitete, das im Wesentlichen dem Programm entsprach, das bei den vorhergehenden Jungsauen vom Züchter routinemäßig umgesetzt worden war. Um die zeitlichen Abläufe zu reduzieren, wurde jedoch eine Kombination von Impfungen mit einem dreiwöchigen Intervall zwischen Impfung und Nachimpfung durchgeführt.
Effizienz externer Jungsauen
Die Reproduktionseffizienz der Partie war gut. Weniger als 2 % der ankommenden Jungsauen wurden gekeult und die Umrauscherrate lag unter 6 %. Beim Abferkeln hatten sie eine höhere Gesamtzahl an Geburten (um 1,2 Ferkel mehr). Wie bereits erwartet, war das Geburtsgewicht der Ferkel geringer und die Variabilität des Gewichts erhöhte sich.
Beginn des klinischen Problems
An den ersten Tagen nach dem Abferkeln dieser neuen Jungsauen wurde bei den Ferkeln Durchfall beobachtet, was zu einer erheblichen Verschlechterung des körperlichen Zustands der Tiere führte (Foto 1). Die Antibiotikabehandlungen verbesserten die Symptome nicht, obwohl sie die Schwere des Prozesses und die Sterblichkeit bei den Ferkeln verringerten. Mit anderen Worten gab es einen Anstieg der Zahl der Ferkel, die Gewicht verloren und am Ende starben oder die die Zahl der leistungsschwachen Ferkel deutlich erhöhten.
Durchfall und leistungsschwache Ferkel verursachten aufgrund der partiellen Entleerung der Milchdrüse (Foto 2) einen Rückgang der Entwicklung der Brustdrüsen bei den Sauen.
Der Qualitätsverlust bei den Ferkeln zeigte sich in der Aufzuchtphase und brachte aufgrund der schlechten Qualität der Absetzferkel mehr Kümmerlinge hervor.
Diagnostischer Ansatz
Die Umgebungs- und Haltungsbedingungen wurden beurteilt und die Managementbedingungen später überprüft.
Wir verwendeten eine einfache Checkliste, um die möglichen Ursachen von Durchfall zu überprüfen, die ihren Ursprung im Abferkelmanagement haben (Tabelle 1).
Tabelle 1: Abferkelmanagement.
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Wirkung |
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Wirkung | ||||||
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>28ºC <14ºC | • ↓ Futterauf-nahme und Milch-produktion • Verschlechte-rung des Wohlbefindens der Tiere |
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Kalt | • Zerdrücken |
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Sauentränken |
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• ↓ Milch-produktion • ↓ Physikalische, chemische und mikrobio-logische Qualität des Wassers |
• >2 l/min • Tränke mit konstantem Wasserstand |
• ↑ Futterauf-nahme im Abferkelstall • ↑ Milch |
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Futterautomaten für die Sauen |
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• Hygiene • Zugänglichkeit |
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Fütterungs-programm |
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↑ Kolostrum- und Milchproduktion zu Beginn der nächsten Laktations-periode | |||||
Futter |
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Leerzeit |
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• ↓ Infektionsdruck | ||||
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• Reinigungsmittel • Grubenreinigung • Wechsel des Desinfektionsmittels |
Die folgenden Proben wurden an das Labor geschickt: rektale Abstriche und Darminhalt aus einem Darmabschnitt (Tab. 2) von Ferkeln, denen keine Medikamente verabreicht worden waren. Neben den Virulenzfaktoren von E. coli wurde auch ein PCR-Test für das Coronavirus angefordert. Wenn in dieser ersten Analyse keine schlüssigen Daten erhalten wurden, führte man als Nächstes histopathologische Untersuchungen durch.
Tabelle 2: Ergebnisse der Proben des Darminhalts
Angeforderter Test | Kot pool |
Rotavirus A | + |
Transmissible Gastroenteritis (TGEV) | - |
Porzine Epidemische Diarrhö (PEDV) | - |
Von den Abstrichen wurden E. coli ohne Virulenzfaktoren isoliert (Tab. 3), die fast alle mit großer Wahrscheinlichkeit das klinische Bild der Ferkel verschlimmerten und zu einer höheren Sterblichkeit führten.
Tabelle 3: Ergebnisse der Abstrichproben
Stamm | Adhäsine | Toxine | |||||||
F4 (K88) | F5 (K99) | F41 | F6 (987P) | F18 | LTI | ST-Ia | ST-II | Stx2 | |
E. coli spp | - | - | - | - | - | - | - | - | - |
E. coli spp | - | - | - | - | - | - | - | - | - |
E. coli spp | - | - | - | - | - | - | - | - | - |
Bei den Sektionen wurden nur transluzente Därme gefunden, die zu einem bedeutenden Verlust der Darmzotten führten. Das Rotavirus zerstört die reifen Enterozyten, den Ort ihrer Replikation. Die Vermehrung unreifer Enterozyten führt durch ihre Sekretionstätigkeit zu Durchfall. Bei einigen Tieren wurde eine gewisse Kongestion des Darms und gelblicher Durchfall beobachtet.
Der Einsatz von Antibiotika für die Behandlung dieser Durchfallerkrankungen, bei denen der primäre Wirkstoff ein Virus ist und dann Bakterien das klinische Bild verschlimmern, führt zu starken Variationen der Mikrobiota der Ferkel und ihrer Darmfunktion und verhindert so ihre richtige Entwicklung (Foto 3).
Therapeutischer Ansatz
Zunächst kann fäkale Kontaktsuppe von erkrankten Tieren eingesetzt werden, indem man trächtigen Jungsauen einen Monat vor dem Abferkeln fäkales Material gibt. Diese Maßnahme führt in der Regel zu guten Ergebnissen, obwohl sie auch einige Nachteile und ein sehr hohes Gesundheitsrisiko mit sich bringt. Mögliche Unannehmlichkeiten bei der Durchführung dieser Praxis::
Aufgrund all dieser Nachteile sind wir der Meinung, dass der Einsatz von Kontaktsuppe aus fäkalem Material nicht zu empfehlen ist.
In diesem Fall wurden zur Lösung dieses Problems die folgenden Maßnahmen ergriffen:
Schlussfolgerungen
Die Zunahme der Gebärfreudigkeit, die in den letzten Jahren beobachtet wurde, hat die Aufnahme von Kolostrum durch die einzelnen Ferkel reduziert: Ein niedrigeres Geburtsgewicht reduziert ihre Vitalität und infolgedessen auch ihre Fähigkeit einer guten Kolostrumaufnahme.